Kostet die Gurke bald fünf Euro? So schlimm wird es hoffentlich nicht kommen. Aber so mancher Verbraucher steht aktuell kopfschüttelnd im Supermarkt, wenn Lebensmittel und andere Verbrauchsgüter jede Woche ein paar Cent teurer werden. Im schlimmsten Fall kann dies bei Familien mit niedrigem Einkommen zu Existenzängsten führen. Doch woher kommen die steigenden Preise? Wir versuchen es anhand der Logistikprozesse zu erläutern. Es ist wichtig, zu verstehen, dass die Logistik nur einen kleinen Teil zur Inflation beiträgt und kein eigentlicher Verursacher dieser ist. Die Zusammenhänge sind komplex. Wir geben unser bestes, sie hier anschaulich aufzuschlüsseln.

 

  1. Ursachen für die Inflation
  2. Logistik: Enge Margen, wenig Spielraum
  3. Wo merken Logistiker die Preissteigerung?
  4. Preisspirale erreicht Einzelhandel
  5. Wie Brands jetzt handeln können

 

Ursachen für die Inflation

 

Die Inflation beschäftigt Verbraucher und Unternehmen bereits seit letztem Jahr. Das Statistische Bundesamt stellte zuletzt fest, dass die Preise im Februar dieses Jahres 5,1 Prozent über dem Niveau des Vorjahresmonats lagen. Doch was steckt dahinter? Inflation kann viele Gründe haben. Meist ist es ein komplexes Geflecht aus welt- und handelspolitischer Lage. Im aktuellen Fall kommen zwei Hauptfaktoren zusammen: die Ausläufer der Corona-Pandemie und die derzeitige Energiekrise, die aus dem Krieg in der Ukraine resultiert.

 

Die Pandemie hatte massive Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt, auf bestimmte Wirtschaftssektoren (teils positiv, teils negativ) und die weltweiten Lieferketten. In vielen Industrien mussten während der Pandemie Arbeitskräfte entlassen werden, diese fehlen nun teilweise. Manche Branchen boomten, wodurch die Nachfrage langfristig stieg. Mit steigender Nachfrage ziehen historisch auch die Preise an. Die Nachfrage hatte auch Auswirkungen auf die Lieferketten. In der Schifffahrt kam es teilweise zu massiven Problemen mit Containerknappheit.  Durch die Nachfrage transportierten Logistiker große Mengen Waren aus den produzierenden Ländern in Südostasien nach Europa und in die USA., Dadurch stapelten sich irgendwann leere Container auf einer Seite des Globus, während sie an anderer Stelle fehlten. Diese Entwicklungen halten, obwohl die heiße Phase der Pandemie überstanden ist, teilweise immer noch an.

 

Die politischen Spannungen zwischen Russland und der EU und ihren Verbündeten, die Ende letzten Jahres begannen, haben massive Auswirkungen auf die Energiesicherheit hierzulande. Der Krieg in der Ukraine, der im Februar begann, hat diese Situation verschärft. Die Energiekosten steigen. Auch weil nach einem kalten Winter viele Gasreserven in der EU aufgebraucht sind. Gleichzeitig reagierte der Ölmarkt, was zu hohen Preisen an den Zapfsäulen führte. Dieses komplexe Geflecht betrifft alle Industrien, auch den Einzelhandel und die dahinterstehende Logistik. Was beim Endkunden ankommt, nennt man Inflation.

 

 

Logistik: Enge Margen, wenig Spielraum

 

Die traditionelle Logistik operiert seit jeher mit recht engen Margen. Das betrifft vor allem traditionelle Transportleistungen, aber teilweise auch die Lagerlogistik. Das funktioniert gut, solange der Markt stabil und saisonale Schwankungen vorhersehbar bleiben. Komplizierter wird es genau dann, wenn sich die laufenden Kosten für Logistiker verändern. Durch enge Margen haben Dienstleister kaum Spielraum, steigende Preise aufzufangen. Sie müssen diese relativ schnell an Händler weitergeben. So erreichen diese Preissteigerungen nach einiger Zeit auch den Endkunden. Das ist Inflation.

Wo merken Logistiker die Preissteigerung?

 

An welchen Stellen merken Logistiker die Inflation bereits? Inzwischen sehen Logistiker steigende Preise in so ziemlich jedem Bereich. Nehmen wir zum Beispiel die Schifffahrt. Ein Containerschiff verbraucht tausende Tonnen Schweröl pro Jahr. Dann zahlen Reedereien den Häfen hohe Gebühren, um anlegen und ausladen zu dürfen. Außerdem beschäftigen Schifffahrtsunternehmen viele tausende Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Nun sind im letzten Jahr die Preise für jeden dieser Preisfaktoren gestiegen. Treibstoff ist teurer, Häfen haben aufgrund der durch die Pandemie gestiegenen Nachfrage und gleichzeitigen Personalknappheit die Gebühren erhöht und die Personalkosten für qualifiziertes Personal ziehen seit Jahren an.

 

Ähnlich sieht es in der Lagerlogistik aus. Dazu hat Warehousing1 kürzlich selbst eine Umfrage unter Lagerogistikern durchgeführt. 100 Prozent der Befragten gaben an, dass sie die höheren Kosten bereits in ihrem Tagesgeschäft bemerken. Doch in welchen Bereichen merken sie die Inflation? Fast alle Befragten merkten Preissteigerungen bei Kartonage, Verpackungsmaterial und Energiekosten.

 

Energiekosten

 

Logistiker verbrauchen Energie an vielen Stellen. Um Lagerhallen zu heizen oder zu kühlen, um Computer und Büros mit Strom zu versorgen oder auch um elektrische Gabelstapler oder Förderbänder zu betreiben. 95 Prozent unserer Befragten sagten, dass sie die steigenden Energiekosten bereits bemerken. Kein Wunder, denn im März 2022 mussten Deutsche 39,5 Prozent mehr für Energie ausgeben als im Vorjahresmonats.

 

Kraftstoff

 

Dass Kraftstoffpreise die Logistik beeinflussen ist keine Überraschung. Lkw und Lieferfahrzeuge, die Waren des täglichen Bedarfs zu uns und in die Regale bringen, fahren größtenteils noch mit Benzin und Diesel. Aber auch die oben genannten Schiffe oder Transportflugzeuge sind von steigenden Kraftstoffpreisen betroffen. Die Lagerlogistiker in unserer Umfrage sind ebenfalls von Kraftstoffpreisen betroffen. 71,4 Prozent gaben an, die Verteuerung beim Kraftstoff für ihre Dienstfahrzeuge zu merken. 

 

Kartonage und Verpackung

 

Kartonagen sind ein essenzieller Bestandteil logistischer Prozesse, die den Einzelhandel am Laufen halten. Jedes Gut, ob es direkt an den Endverbraucher oder einen Supermarkt geliefert wird, ist in irgendeiner Weise verpackt. Meist mit Kartonage. Ein befragter Betreiber eines Lagers sagte uns anonym, dass sich die Preise für einfache Versandkartons seit letztem Jahr fast verdreifacht hätten.

 

Personalkosten

 

Die Inflation beeinflusst natürlich auch die Personalkosten. Das betrifft vor allem Neueinstellungen. Potenzielle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die sich auf eine Stelle bewerben, haben die Inflation genau im Blick. Um ihren Lebensstandard halten zu können, werden sie beim neuen Job entsprechend mehr Geld verlangen. Das ist nicht nur in der Logistik so, sonder betrifft alle Branchen. Höhere Löhne wirken sich bald auch auf den Preis aus.

 

Transportkosten

 

Jede Ware muss bewegt werden. Ins Lager, zum Endkunden oder in den stationären Einzelhandel. Die Kosten für diese Transporte steigen stark an. Das liegt zum einen an der Nachfrage; zum Beispiel bei Reedern, die sich dann erlauben, sich die heiß begehrten Plätze auf Ihren Schiffen ordentlich bezahlen zu lassen. Aber eben auch an laufenden Kosten, die in jedem Bereich der Logistik steigen.

 

Preisspirale erreicht Einzelhandel

 

Die Inflation findet leicht verzögert statt. Denn es dauert immer ein bisschen, bis die Preiserhöhungen den Endkunden erreichen. Unternehmen können ja nicht bei jeder kleinen Preisschwankung sofort an der Preisschraube drehen, das würde Auftraggeber und Kunden nur verwirren. Doch wenn sich abzeichnet, dass sich ein Aufwärtstrend bei den Preisen durchsetzt, müssen Dienstleister früher oder später handeln. Sonst kann es sogar gefährlich für das Fortbestehen eines Unternehmens werden. Im Falle der von uns befragten Lagerlogistiker hatten Ende März erst 23,8 Prozent die Preise bereits an ihre Kunden weitergegeben. 61,9 Prozent planten jedoch bereits, die Preise zu erhöhen.

 

Dabei beschränken sich die Auswirkungen auf die Logistik nicht nur auf direkte Kosten. Ein weiterer Logistiker erläutert, was noch kommen könnte: “Die richtigen Schwierigkeiten werden zeitverzögert eintreten, wenn die Leute weniger einkaufen, weil sie das Geld an anderer Stelle brauchen.”

 

Fabian Sedlmayr, Gründer und Managing Director von Warehousing1, kommentiert: “Inflation betrifft ohne Frage die gesamte Logistikbranche, aber sie hat auch gesamtgesellschaftliche Auswirkungen. Denn diese Kosten kommen irgendwann beim Endverbraucher an. Bedenklich wird es, wenn die Kaufkraft insgesamt nachlässt. Die Lager- und Fulfillmentbranche ist sehr eng mit dem stationären Einzelhandel und der E-Commerce-Branche verknüpft und bekäme einen Rückgang im Handel deutlich zu spüren.”

 

Wie Brands jetzt handeln können 

 

Die Pandemie zeigte bereits, wie wichtig es für Händler ist, mit ihrer Logistik auf unvorhersehbare Ereignisse reagieren zu können. Das bleibt auch angesichts des Preisanstieges relevant. Externe Logistik-Setups bieten Händlern oft deutliche Skaleneffekte und können steigende Betriebskosten besser abfedern. Für den Fall eines starken Nachfragerückgangs – wenn es etwa zu einer Rezession kommt – können sie bei einem Logistiker mit “On-Demand”-Preismodells außerdem Kosten sparen. Warehousing1 hilft Ihnen gerne weiter, Ihr Fulfillment richtig aufzusetzen und so krisensicherer zu machen.