Der Corona-Impfstoff & die Logistik
Der Mainzer Konzern BioNTech hatte gemeinsam mit Pfizer vergangenen Mittwoch, 18.11. die Ergebnisse der Phase 3-Studie ihres Corona-Impfstoffs verkündet. Diese besagen, dass die Impfung einen gut 95%-igen Schutz gegen COVID-19 bietet – rund 5% mehr als es noch in der Phase 2 vermutet wurde. Das ist eine bahnbrechende Entwicklung, da der Impfstoff weltweit als erster Erfolg in der letzten Studienphase verzeichnen konnte. Aufgrund der weiterhin steil ansteigenden Zahlen in den USA wollen BioNTech und Pfizer noch bis Ende November eine Notfallgenehmigung für den Einsatz des Impfstoffs beantragen, um erste Impfungen bereits im Dezember durchführen zu können. BioNTech und Pfizer planen außerdem noch, bis zum Ende 2020 rund 50 Millionen Impfstoffdosen herzustellen. Im Jahr 2021 werden dann bis 1,3 Milliarden Dosen erwartet.
Diese Aussichten stellen vor allem die Logistikbranche vor die Herausforderung, die Verteilung der enormen Anzahl an Einzeldosen des Impfstoffs abzuwickeln und in einem kurzen Zeitraum zu organisieren.
Warehousing1 hat daher an dieser Stelle zusammengetragen, welche Faktoren deutsche und internationale Logistikunternehmen bei der Logistik-Abwicklung für den Corona-Impfstoff beachten müssen.
Was es in der Logistik bezüglich der Verteilung des COVID-19-Impfstoffs zu beachten gilt
- Die richtige Kühlung
Die Kühlung ist ein essentieller Faktor bei der Verteilung des SARS-CoV-2-Wirkstoffs. Zum bisherigen Stand ist eine Kühlung der Dosen bei -70°C empfohlen und vorgesehen. BioNtech und Pfizer selbst sprechen in ihrer Pressemitteilung davon, die Logistik mithilfe ihrer bestehenden Kühlketten-Infrastruktur abzuwickeln.
Sie hätten spezielle temperaturstabile Versandeinheiten entwickelt, die den Impfstoff mittels Trockeneis bis zu 15 Tage lang kühlen können. Durch einen speziellen GPS-Temperatursensor in jeder Versandeinheit soll sichergestellt werden, dass die Kühlkette entlang der Lieferroute zu keinem Zeitpunkt unterbrochen wird. In einem Interview mit Reuters meinte BioNTech-Chef Ugur Sahin, dass der Impfstoff auch bis zu fünf Tage lang im Kühlschrank gelagert werden könne. Es laufen jedoch noch weitere Tests, um die tatsächliche Lagerdauer und weitere Spezifika zu ermitteln.
DHL hat in einer Studie mit McKinsey drei archetypische Modelle angeführt, die ebenfalls für die Logistik bis zum Endkunden zum Einsatz kommen könnten. Das zeigt folgende Grafik anschaulich auf:
Bereits auf den ersten Blick wird klar – es kann und wird nicht die eine einzige richtige Distributionsmethode geben. Ob auf lokales Warehousing und Fulfillment wie in Schritt 3 zurückgegriffen wird oder auf lokal auf Dropshipping gesetzt wird, gerade durch die notwendige Sicherstellung der -70°C sind kurze Lieferwege ohne viele Zwischenstopps von Vorteil.
- Netzwerke müssen erweitert und angepasst werden
Warum ist die Verteilung des Corona-Impfstoffs nun eine derartige Herausforderung für die Logistik-Branche? Das liegt vor allem daran, dass für die Pharmalogistik nicht nur die Transporte an sich verbessert werden müssen, es bedarf auch einer neuen Strategie für die individuellen Vertriebsnetzwerke.
Gerade in Deutschland ist zu erwarten, dass der Frankfurter Flughafen eine maßgebende Rolle bei den Transporten der Corona-Impfstoffe einnehmen wird. So verfügt der Flughafenbetreiber Fraport bereits über 20 Thermotransporter, die für den Transport für temperaturempfindliche Pharmaka verwendet werden können.
Auch der Schweizer Logistikriese Kühne+Nagel hat sein Logistik-Netzwerk um temperaturkontrollierte Anlagen für den Flugverkehr in Brüssel und Johannesburg erweitert. Diese neuen Standorte sollen den Vertrieb von temperatursensiblen Produkten wie dem Corona-Impfstoff erleichtern und stärken.
Wie aus einem Artikel des Blick vom 22.11.20 hervorgegangen ist, soll im Schweizer Aargau – im kleinen Ort Möhlin – nur unweit der deutschen Grenze der Impfstoff gelagert und umgeschlagen werden. Die Gemeinde hat sich in den letzten Jahren zu einem wichtigen logistischen Dreh- und Angelpunkt der Schweiz entwickelt; vor allem die Nähe zu den Flughäfen Zürich und Basel Mulhouse Freiburg war ausschlaggebend für die Wahl als Lagerort für den COVID-19-Impfstoff.
- Das Potential von Mikro-Fulfillment
Generell sind innovative und komplexe Prozesse für die Pharmalogistik gefordert. Das sogenannte Mikro-Fulfillment wäre auch im Falle des Transports des Corona-Impfstoffs von großem Vorteil. Bei diesem Modell rücken Waren näher an den Endverbraucher heran, was bedeutet, dass die finale Auslieferung umso schneller erfolgen kann. Die Waren werden von überregionalen Warendepots beispielsweise außerhalb des Stadtgebiets in die sogenannten Mikro-Depots bzw. Hubs, wie diese im englischen Sprachgebrauch auch betitelt werden, gebracht.
Von den Mikro-Distributionszentren können die Waren – bzw. im Fall der Fälle auch der Corona-Impfstoff – direkt zum Zustellort gebracht werden. Das resultiert in einer zuverlässigeren und schnelleren Lieferung, die gerade im medizinischen Sektor von Nöten ist.
Fazit
Wie die Distribution des COVID-19-Impfstoffs dann im einzelnen abgewickelt wird, wird sich erst zeigen, wenn es auch wirklich so weit ist. In der Zwischenzeit sollten Logistik-Unternehmer an dem Ausbau bzw. der Verbesserung ihrer Netzwerke arbeiten, um effiziente Lieferwege und -strategien garantieren zu können. Es gilt dabei, auf alle Eventualitäten – wie die Pandemie eine ist und war – vorbereitet zu sein.
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