Unumstritten wird dieses Jahr kein Thema präsenter sein, als die Corona-Pandemie und deren Auswirkungen auf unser Leben. Die Logistikbranche hat in der bisherigen Entwicklung eine signifikante, selten dagewesene Rolle gespielt. Einerseits, da die Industrie stark betroffen ist, viel wichtiger jedoch, da die Logistikbranche eine essentielle Mitverantwortung daran trägt, dass das Leben trotz Lockdown verhältnismäßig normal weiterlaufen konnte.
Warehousing1 hat für Sie die wichtigsten Entwicklungen der letzten Monate mit besonderem Fokus auf die Transport- und Logistikindustrie zusammengefasst.
März: Die Transport- und Logistikbranche leidet
Am 11. März spricht die WHO erstmals von einer Pandemie. Kurz darauf folgt die Ansprache von Kanzlerin Merkel an die Nation, in der sie die Coronakrise als größte Herausforderung seit dem Zweiten Weltkrieg bezeichnet. Als Konsequenz daraus wird das öffentliche Leben radikal eingeschränkt: Geschäfte bleiben bis auf wenige Ausnahmen geschlossen, Großveranstaltungen werden abgesagt, Kontakte maßgeblich eingeschränkt. Während in Deutschland nun gilt, alles zu tun um das Virus einzudämmen, werden in die China die Maßnahmen bereits wieder gelockert. Allerdings zeigen sich dort neben den grundsätzlichen Auswirkungen auch Probleme in der Transport- und Logistikbranche: 80% des Transportvolumen Chinas ist seit Anfang des Jahres eingebrochen. Dieser Einbruch spiegelt sich in Deutschland wieder, denn Automobilhersteller wie VW und Daimler stellen ihre Produktion ein – auch, da notwendige Komponenten aus China aufgrund von Lieferengpässen nicht beschafft werden konnten.
Neben China hat Deutschland mit weiteren Transporteinschränkungen zu kämpfen. Viele LKW-Fahrer stehen stundenlang auf den Autobahnen ohne Verpflegung in der Warteschlange und können ihre Ware nicht ausliefern, denn die Ländergrenzen sind nur stark eingeschränkt passierbar. Im Hamburger Hafen sammeln sich tausende Container an, da die Güter nicht an die Geschäfte weitertransportiert werden können. Die fehlende Flexibilität vieler globaler Lieferketten zeigt sich hierbei deutlich – aber auch das Potential, Lieferketten in Zukunft zu optimieren und widerstandsfähiger zu machen.
Während die Transportlogistik schwer mit den Auswirkungen des Virus zu kämpfen hat, muss sich auch die Lagerlogistik als anpassungsfähig erweisen. Da seit dem 17. März ein Auslieferungsstopp für Nonfood-Hersteller verhängt wurde, stapeln sich viele Artikel in den Containern, Häfen und Lagern. Viele Kapazitäten sind überschritten. Auch Amazon reagiert darauf und stellt FBA für non-essential goods ein, was bedeutet, dass Amazon nur noch Bestellungen für Produkte der Kategorie Haushaltswaren, Sanitätsartikel oder anderer Waren mit hoher Nachfrage aufnimmt. Infolgedessen müssen viele Unternehmen zusätzlichen Lagerraum mieten, um ihre Waren kurzfristig verstauen zu können.
April: Verlierer und Gewinner
Im April werden weltweit mehr als eine Million Infizierte verzeichnet, davon 70.000 Menschen in der Bundesrepublik. Um das Virus weiter einzudämmen, werden in Deutschland und vielen anderen Ländern Reiseeinschränkungen bis mindestens Mitte Juni erlassen, sowie eine allgemeine Maskenpflicht eingeführt. Großveranstaltungen wie das beliebte Oktoberfest werden abgesagt. Für die deutsche Wirtschaft sind die Auswirkungen trotz umfangreicher staatlicher Hilfen gravierend. In der Automobilbranche fürchten die Hersteller weiterhin um ihre Lieferketten und auch wenn die Produktionen langsam wieder hochgefahren werden; das Transportgeschäft bleibt weiterhin stehen, Lagerhallen sind weiterhin überfüllt. Als Konsequenz der vielen Überkapazitäten sind Preisstürze im Straßengüterverkehrsmarkt zu beobachten. Zu niedrige Frachtraten und zu hohe Fixkosten bewegen viele Speditionen dazu, auf Kurzarbeit umzustellen und ihren Fuhrpark nur beschränkt zu nutzen. Dieses Geschäft reicht jedoch kaum aus, um die Kosten zu decken.
Es gibt aber auch Bereiche, die durch die Krise einen enormen Zuwachs verzeichnen können, wie zum Beispiel der E-Commerce. Die Bereitschaft, Käufe online zu tätigen, ist in Deutschland so hoch wie nie zuvor. Vor allem Produkte wie Kinderspielzeug, Sportkleidung und -ausrüstung, sowie Büroartikel verkaufen sich auffallend stark im Online-Handel. Damit steigt auch der Versandhandel. Versanddienstleister wie DHL verbuchen einen Umsatz auf “Vorweihnachtsniveau”. Es wird so viel bestellt und versendet wie sonst nur zur Hochsaison. Zum Vergleich: Laut DHL werden normalerweise täglich ca. 5,2 Millionen Pakete in Deutschland zugestellt, im April waren es mehr als 8 Millionen Pakete pro Tag. Allerdings kämpfen Paketdienste auch mit den negativen Folgen von Corona, wie extreme Wartezeiten und Lieferverzögerungen aufgrund der Grenzkontrollen, sowie gänzlich gesperrten Destinationen oder Mitarbeiterausfällen durch Viruserkrankungen.
Neben dem E-Commerce boomt zeitgleich der Frachtverkehr am Frankfurter Flughafen. Der Transport hat sich nun vermehrt in den Luftraum verschoben. Dafür werden beispielsweise auch Passagierflugzeuge als Frachter umfunktioniert, um vorrangig medizinische Ausrüstungen oder IT-Hardware Produkte aus China zu transportieren. Warehousing1 erreicht sogar eine Anfrage für die kurzfristige Zwischenlagerung von Flugzeugsitzen eines umfunktionierten Passagierflugzeugs. Auch hier zeigt sich deutlich, dass die Lieferketten auf mehr Flexibilität ausgerichtet werden müssen, damit die Logistikunternehmen die Versorgung jederzeit garantieren können.
Mai: Zuversicht kehrt zurück
Bundesweit gelten weiterhin die Kontaktbeschränkungen, wenn auch mit Lockerungen. Über die schrittweise Öffnung des öffentlichen Lebens durch Kitas, Fitnessstudios oder Restaurants, dürfen die Bundesländer eigenverantwortlich entscheiden. Als Orientierungspunkt dient hierzu die regionale Entwicklung der Infektionszahlen. Die Maßnahmen haben bisher einen großen Rückgang der Neuinfektionen in Deutschland erzielt und es scheint, als wäre das Virus bis aufs erste eingedämmt. Nichtsdestotrotz warnen Experten vor einer zweiten Infektionswelle, weshalb die Lockerungen nur langsam erweitert werden sollen. Für die Transport- und Logistikbranche bedeutet das eine schrittweise Öffnung der Grenzen, sodass Staus und Verzögerungen immer geringer ausfallen. Die Grenze zu Luxemburg ist bereits wieder geöffnet, gefolgt von Dänemark. Ab dem 15. Juni werden dann auch die Grenzen zu Frankreich, Österreich und der Schweiz folgen. Wie es mit den östlichen Grenzen zu Tschechien und Polen aussieht, ist jedoch bisher noch unklar.
Laut Statista, einem Online-Portal für Markt- und Meinungsforschung, geben 53% der Befragten Unternehmer an, dass sie mit sehr starken Auswirkungen auf ihr Logistikunternehmen rechnen. Produktionsausfall, Mitarbeiterausfall und LKW-Fahrten-Stops sind Probleme, die es jetzt zu bewältigen gilt. Staatliche Maßnahmen wie Liquiditätshilfen, Steuerstundungen, Bürgschaften, Rückgarantien für Banken und Erleichterungen für Kurzarbeitergeld sollen hierbei unterstützen. Die Lockerungen im Mai bringen auch die angeschlagenen Lieferketten langsam wieder in Schwung. Es zeigt sich, dass bereits in der zweiten Maiwoche, Aktivitäten in der Lieferkette um 8% ansteigen, was sich vor allem auf die Produktion in der Automobilbranche positiv auswirkt.
Welche Auswirkungen der Coronakrise wir in der nächsten Zeit für die Transport- und Logistikbranche erwarten, können Sie in Kürze hier auf unserem Blog weiterverfolgen.
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