Umweltschutz, nachhaltige Strategien und die Einhaltung von Corporate Social Responsibility (kurz: CSR) gewinnen in vielen Unternehmen seit Jahren immer mehr an Relevanz. Ein zentraler Teil im Nachhaltigkeitsmanagement ist dabei auch die “nachhaltige Beschaffung”. Nachhaltige Beschaffung beschreibt einen Prozess, bei dem Produkte und Dienstleistungen – von der Materialbeschaffung über die finale Herstellung bis hin zur Entsorgung – mit besonderem Augenmerk auf umweltfreundliche und sozialverträgliche Faktoren erworben und verwendet werden. Nachhaltige Beschaffung wird dabei auch als “sustainable Procurement” bezeichnet und integriert alle Anforderungen und Kriterien, die sich mit dem Schutz der Umwelt befassen, fest in Einkaufsentscheidungs- und Unternehmensprozesse. Dabei geht es nicht nur um klassische ESG-Faktoren, wie das Einsparen von Ressourcen oder CO2-Emissionen, sondern auch um Themen wie Gesundheitsschutz, faire Behandlung aller Mitarbeitenden, transparente Lieferketten und klare Bezugsquellen. Dabei stellt dieser Teil der Nachhaltigkeitsstrategie viele Unternehmen vor enorme Herausforderungen. Warum die Integration von nachhaltigen Beschaffungsprozessen aber auch Chancen bietet und wie man als Unternehmen seine Beschaffungsprozesse nachhaltiger gestalten kann, soll in diesem Beitrag genauer erläutert werden.
Inhaltsverzeichnis:
- Vorteile von nachhaltiger Beschaffung: Chancen erkennen und nutzen
- Global Sourcing v.s. Local Sourcing: Ein Vergleich
- Global Sourcing vs. Local Sourcing: Was eignet sich für mein Unternehmen?
- Fazit
Vorteile von nachhaltiger Beschaffung: Chancen erkennen und nutzen
Die Umsetzung von CSR-Aspekten sorgt bei vielen Unternehmen erst einmal für Kopfschmerzen, werden sie doch häufig mit aufwendigen Change Prozessen und erhöhten Kosten in Verbindung gebracht. Unternehmen sollten eine Umstellung auf nachhaltigere Beschaffungsprozesse nicht kategorisch ausschließen, gibt es doch viele Aspekte, die für eine nachhaltigere Ausrichtung sprechen und langfristige Vorteile mit sich bringen können. Zum einen wächst die Nachfrage der Konsument*innen nach nachhaltig gesourcten Produkten bereits seit Jahren. Dies erhöht den äußeren Druck enorm, wenn es um die Gestaltung nachhaltiger Beschaffungsprozesse geht. Zum anderen findet aktuell auch eine verstärkte Umorientierung von Investor*innen in richtung sogenannter “ESG-Investments” statt. Die Abkürzung “ESG” steht dabei für “Environmental, Social, Governance”. Diese ESG-Investments orientieren sich an verschiedenen Nachhaltigkeitskriterien, welche sich je nach Anbieter und Finanzprodukt etwas unterscheiden können. Einen guten Überblick, was es mit ESG-Investments und den Kriterien auf sich hat, findet man auf klimavest.de.
Die Beschaffung und das Wirtschaften mit nachhaltigen Produkten, kann sich also durchaus auf die wirtschaftliche Unabhängigkeit und den langfristigen Unternehmenserfolg auswirken, denn nachhaltige Produkte schonen von Natur aus Energie und Ressourcen und sorgen somit für geringere Kosten in der gesamten Wertschöpfungskette. Gleichzeitig wirkt sich nachhaltiges Procurement auch positiv auf das Image von Unternehmen aus, da viele Kund*innen heute mehr Wert auf nachhaltig hergestellte Produkte legen. Sei es im Mode-, im Nahrungsmittel- oder im Energiebereich. Nachhaltigkeit spielt dabei besonders für die Generation der Millennials eine immer relevantere Rolle. So ergab eine Studie von PWC, dass zwei Drittel der befragten Millennials beim Einkauf auf Nachhaltigkeit achten. Gleichzeitig gehören die Millennials zu den wohl kaufkräftigsten Konsument*innengruppen. Deshalb lohnt sich der Aufbau eines positiven Images in Bezug auf Sustainability, da sich dies langfristig positiv auf die Kund*innenloyalität auswirken kann.
Global Sourcing v.s. Local Sourcing: Ein Vergleich
Der Handel ist heutzutage globalisierter denn je und Beschaffungsketten orientieren sich meist an einem Faktor: dem besten Preis. Händler oder Produzenten kaufen qualitativ hochwertige Produkte und Materialien für den Weiterverkauf oder zur Herstellung eigener Waren dort, wo sie am günstigsten sind. Diesen Prozess bezeichnet man allgemein auch als “Global Sourcing”. Diese Art der Beschaffung bringt häufig jedoch auch Nachteile mit sich. Die Lieferketten und Transportwege sind lang, die Kosten für den Transport sind hoch, es gibt zahlreich Regularien zu beachten und man muss sich mit Themen wie der Verzollung und Einfuhr Vorgaben beschäftigen. Demgegenüber steht ein Prozess, der sich eher auf die Beschaffung lokaler Waren und Dienstleistungen bezieht. Diesen bezeichnet man auch als “Local Sourcing”. Bevor sich ein Unternehmen für eine bestimmte Art der Beschaffung entscheidet, empfiehlt es vorher auf jeden Fall eine genaue Aufstellung der Pros und Contras anzufertigen, um die beste Lösung für die eigenen Bedürfnisse und die der Kund*innen zu finden. Im folgen werden wir deshalb auf die jeweiligen Vorteile der einzelnen Sourcing-Varianten eingehen.
Vorteile von Global Sourcing:
Die Vorteile von Global Sourcing liegen auf der Hand. Es können passende Produkte, in guter Qualität dort erworben werden, wo sie besonders günstig hergestellt und deshalb auch preiswert verkauft werden. Dies ermöglicht Onlineshops oder Herstellern deutlich günstigere Preise für die eigenen Produkte anzubieten, was enorme Wettbewerbsvorteile mit sich bringen kann. Weiterhin profitieren Unternehmen außerdem von der weltweiten Verfügbarkeit und extremen Preisunterschieden. Beispielsweise können Konjunkturschwankungen und hohe Inflationsraten im eigenen Land mithilfe von globalem Sourcing geschickt umgangen werden. Auch dies wirkt sich wieder positiv auf die eigene Preisgestaltung oder auch die Marge beim Verkauf aus.
Nachteile von Global Sourcing:
Neben all den Vorteilen, welche im vorherigen Abschnitt genannt wurden, bringt Global Sourcing natürlich auch einige Nachteile und Risiken mit sich. Zuerst sollte in diesem Zusammenhang der enorme Aufwand genannt werden. Global Sourcing ist aufgrund vieler unvorhersehbarer Risiken und Unsicherheiten mit sehr viel Arbeit verbunden. Dazu gehören Themen wie Verzollung, das Time-Management oder auch staatliche Regularien. Aber auch Themen wie politische Instabilität mancher Länder, aber gegebenenfalls auch Sprachunterschiede spielen eine Rolle. Weitergehend ist auch der logistische Aufwand bei Global Sourcing deutlich größer. Verschiedene Stakeholder in verschiedenen Teilen der Welt mit verschiedenen Arbeitsweisen und verschiedenen Ansichten müssen mit Informationen versorgt werden, um einen konstanten Austausch zu ermöglichen. Ein zeitlicher Aufwand, der viel Erfahrung benötigt und nicht unterschätzt werden sollte.
Weitergehend kann auch die ganze Logistik als enormer Aufwand oder Risiko beschrieben werden. Aufgrund von weltweiter Warenbeschaffung, entstehen lange Transportwege, welche mit langen Lieferzeiten und hohen Kosten gekoppelt sind. Weite Strecken bedeuten in erster Linie auch mehr CO2-Ausstoß. Doch aufgrund der Skaleneffekte beim Transport lohnt es sich, genau nachzurechnen. Ein Container, der auf dem Seeweg auf einem Containerschiff mit Tausenden anderen Containern aus Asien nach Hamburg reist, verursacht womöglich weniger Emissionen als eine Lkw-Ladung aus Spanien. Doch auf der langen Reise können unvorhergesehene Ereignisse diese Lieferketten unterbrechen, was zu Engpässen im eigenen Warenbestand führen kann. Dies kann für viele Unternehmen teils drastische Folgen mit sich ziehen.
Vorteile von Local Sourcing
Betrachtet man die ganzen Risiken und Aufwände, welche hinter globaler Warenbeschaffung stecken, kann Local Sourcing durchaus einige Vorteile mit sich bringen. Beim Local Sourcing werden Waren und Materialien von Händlern bezogen, welche sich geografisch in der Nähe befinden. Das bedeutet natürlich kürzere Transportwege. Aufgrund dieser können Händler ihre Bestände besser auffüllen, um so beispielsweise Lieferengpässe zu vermeiden. Weitergehend können bei lokalem Sourcing auch die Arbeitsbedingungen besser kontrolliert werden, da Europa hier einfach höhere Standards hat. Auch dies spielt im ESG-Kontext eine zentrale Rolle. Weitergehend ist der Arbeitsaufwand insgesamt geringer, da weniger Stakeholder an weniger Orten mit einbezogen werden müssen. Händler können die lokale Beschaffung natürlich natürlich auch in der externen Kommunikation verwenden, um den Kund*innen so ein gutes Gefühl bei ihrer Kaufentscheidung zu geben.
Nachteile von Local Sourcing:
Anders als beim globalen Sourcing sind Einkäufer*innen beim Local Sourcing deutlich abhängiger von seinen lokalen Anbietern. Das bedeutet gegebenenfalls auch weniger Auswahl, was einzelne Waren oder deren Qualität angeht. Local Sourcing verursacht außerdem oft höhere Preise und geringere Auswahl im Einkauf, was sich auf die Preise für die Endkund*innen auswirkt. Entspricht die Qualität der Produkte nicht den eigenen Erwartungen, sind Marken, die auf Local Sourcing setzen, vielleicht dennoch auf dieses Produkt angewiesen, da die Auswahlmöglichkeiten gering oder nicht vorhanden sind.
Global Sourcing vs. Local Sourcing: Was eignet sich für mein Unternehmen?
Nun kennen wir die grundsätzlichen Vor- und Nachteile von Global und Local Sourcing. Jedoch werden sich viele Lesende nun bestimmt die Frage stellen, welche der beiden Varianten sich für das eigene Unternehmen besser eignet. Diese Frage ist leider pauschal nicht so einfach zu beantworten. Es empfiehlt sich, das eigene Unternehmen und die Lieferketten genau unter die Lupe zu nehmen und abzuwägen:
- Benötige ich Produkte, die ich lokal nicht oder nicht in guter Qualität bekommen kann?
- Habe ich das nötige Know-How und die nötige Manpower, um mich um global verzweigte Beschaffungsketten zu kümmern?
- Lege ich hohen Wert auf kurze Lieferketten oder kann ich auch längere Wartezeiten in Kauf nehmen?
- Achten Ihre Kund*innen darauf, woher Sie ihre Produkte beziehen?
- Könnte Nachhaltige Beschaffung zu einem besseren Image und zu loyaleren Kund*innen führen?
Händler und Einkäufer sollten diese Faktoren genau abwägen. Insgesamt ist für viele Unternehmen mit Sicherheit eine Kombination aus Global- und Local Sourcing besonders geeignet. Nicht immer sind alle Waren und Rohstoffe lokal und in ausreichender Qualität beschaffbar, sodass man hier sowieso ausweisen muss. Die Kombination von beiden Beschaffungsarten ist für viele Unternehmen somit eine gute Möglichkeit, um unabhängig und flexibel zu bleiben. Ob eine Kombination in jedem Fall für Ihr Unternehmen sinnvoll ist, muss natürlich, so wie oben beschrieben, im Einzelfall abgewägt werden.
Fazit:
Nachhaltige Beschaffung ist durchaus ein komplizierter Prozess, bei dem viele interne und externe Faktoren ins Gewicht fallen. Die Etablierung von nachhaltigen Beschaffungsprozessen in der eigenen Unternehmenskultur stößt nicht immer direkt auf offene Arme, kann sich aber oft langfristig lohnen und Wettbewerbsvorteile für Unternehmen mit sich bringen. Kund*innen legen immer größeren Wert auf nachhaltige Produkte, weshalb sich viele Unternehmen früher oder später mit nachhaltiger Beschaffung auseinandersetzen müssen, um langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben.
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